Ein Erlebnisbericht von Laura Ramstein, sowie den Co-Autoren Carlotta Scalet und Mathias Peter.

Im Tessin in der Südschweiz fanden vom 6.5. bis 13.5.2018 die Europameisterschaften im Orientierungslauf statt. Der OLC Graz war mit Mathias Peter und Laura Ramstein im österreichischen, sowie Carlotta Scalet im italienischen Team vertreten – und in den verwinkelten Dörfern und steilen Kastanienwäldern auch erfolgreich.

EOC TeamAUT

Foto (C) (AUT)

 

Die Anreise ins Tessin war uns vertraut. Einige Trainingsstunden haben wir im letzten Jahr in den Tessiner OL-Gebieten verbracht, um das richtige Konzept für die Wettkämpfe zu finden. Das EM-Feeling kam dann spätestens beim Model Event für den ersten Bewerb über die Sprintdistanz so richtig auf. Kurzzeitig bevölkerten die OL-LäuferInnen aller Nationen eines der typischen Tessiner Dörfer und holten sich den letzten Feinschliff.

Sprint

EOC Laura IOF

Foto (C) (IOF)

Bei „Gelati“-Wetter galt es einen kühlen Kopf zu bewahren und sich trotz historischer Burgen, malerischer Gassen und vielen Zuschauern einzig und alleine auf die Karte zu konzentrieren.

Die beiden Damen des OLC Graz konnten in der Qualifikation am Vormittag souveräne Leistungen abrufen und sich ohne Probleme für das Finale am Nachmittag qualifizieren. Auch Mathias war mit seinem Lauf zufrieden, leider brachten ihn jedoch zwei kleine Fehler um eine mögliche Finalteilnahme in Mendrisio:

„Leider habe ich mehrere Routenwahlentscheide falsch gefällt und konnte die gute Leistung von der Quali nicht ganz abrufen. An der Unterstützung der Zuschauer hat es aber definitiv nicht gelegen, die war phänomenal.“, kommentiert Laura ihren Lauf, der ihr die ersten Weltcuppunkte der Saison einbrachte (33. Platz). Auch Carlotta (44. Platz) ist es im Finale nicht gleich gut gelaufen, wobei sie vor allem physisch zu kämpfen hatte. In der zweiten Hälfte unterliefen ihr zudem ein paar Routenwahlfehler.

Mitteldistanz

EOC Mathias IOF

Foto (C) (IOF)

Rutschige Gräben, detaillierte Hänge und ruppiger Boden prägten die Mitteldistanz-Bewerbe. Nach der Qualifikation am Dienstag, stand am Mittwoch das Finale am Programm:

Für Carlotta passte bei der Mitteldistanz-Quali leider nichts zusammen. Sie musste das Finale als Zuschauerin verfolgen.

Nach der Enttäuschung über die verpasste Qualifikation bei den Sprint-Bewerben, war die Freude über die gelungene Mitteldistanz-Qualifikation bei Mathias umso größer und er startete stark in seinen ersten EM-Finallauf. „Bis zur Arenapassage war mein Rennen wirklich gut, ich hatte orientierungstechnisch alles im Griff und war auch läuferisch ordentlich am Limit. Daher bin ich jetzt doch sehr enttäuscht!“, meinte Mathias im Ziel, denn nach dem Zuschauerdurchlauf ließen die Kräfte nach und dies resultierte in einem riesigen Fehler bei Posten 17, welcher den 51. Platz zur Folge hatte.

Laura steigerte sich nach einem verhaltenen Start von Posten zu Posten und beendete das Rennen auf dem starken 25. Platz: „Zu Beginn lief ich zu direkt und verlor wertvolle Zeit in den rutschigen Gräben. Abgesehen davon hat mein Konzept gut funktioniert und ich bin im Gegensatz zu vielen anderen technisch sehr sauber gelaufen.“

Sprint-Staffel

Die Streckendaten zeigten bereits vor dem Rennen, dass die Berglaufqualitäten gefragt sein werden. Die Schwierigkeit war dann auch, nach den Routenwahlen bergauf die kurzen Posten in einem kleinen verwinkelten Dorfkern sauber anzulaufen. Die Österreicher Ursula Kadan, Gernot Kerschbaumer und Robert Merl liefen stark und übergaben an fünfter Position an Laura: „Vor dem Start war ich zwar nervös wie noch selten, aber mental bestens auf meine Aufgabe vorbereitet. So ließ ich mich auch nicht beirren, als meine Konkurrentinnen andere Routen wählten und zog mein Konzept bis zum Schluss durch. Um wie viel es ging, realisierte ich erst im Ziel. Die Atmosphäre im Zieleinlauf war extrem cool, das Resultat noch besser.“ Das Resultat war mit dem fünften Rang und nur zehn Sekunden von Bronze entfernt in der Tat super und das bisher beste Ergebnis eines österreichischen Sprintstaffelteams bei EM oder WM. (Näheres dazu im externen Bericht auf der Homepage des OLC Graz.)

Carlotta lief für das italienische Team eine starke Startstrecke: „Endlich konnte ich mein Potenzial abrufen. Es gelang mir ein kontrollierter, guter Lauf.“ Auch ihre TeamkollegInnen liefen solide und erkämpften sich einen tollen 10. Platz, ebenfalls eine neue Bestleistung für Italien!

Staffel

Das Staffelgelände hatte einen ganz anderen Charakter als die Mitteldistanz. Der Wald war gut belaufbar und sehr offen. Sauberes „Richtung-laufen“ und hohes Tempo waren gefragt. Carlotta und Laura liefen beide die Startstrecke:

Während Laura zu vorsichtig gestartet war und den Schnellzug etwas verpasste, unterliefen Carlotta auf dieser eher einfachen Bahn ein paar Fehler zu viel. So schickten beide ihre zweiten Läuferinnen nicht ganz optimal mit drei, bzw. vier Minuten Rückstand auf ihre Strecke. Anja Arbter und Ursula Kadan gelangen zwei solide Läufe und sicherten dem österreichischen Team den guten achten Platz in der Nationenwertung. Carlottas Teamkolleginnen hatten etwas mehr Mühe und beendeten den Lauf auf dem 17. Platz.

Mathias durfte kurzfristig für den leicht verkühlten Gernot Kerschbaumer einspringen und somit die zweite Strecke im Team AUT1 laufen. Nach einem abermalig guten Start, hatte Mathias kleine Probleme auf der langen Teilstrecke zurück in die Arena, konnte mit einer soliden Leistung jedoch auch entscheidend zum 9. Nationenrang seines Teams beitragen.

Langdistanz

EOC Carlotta IOF

Foto (C) (IOF)

Zum Schluss der Europameisterschaften wurde die „Königsdisziplin“, die Langdistanz, in den steilen Tessiner Hängen in den Bergen bei Tesserete ausgetragen.

Carlotta (42. Platz) lief das gesamte EM-Programm und hatte sich nicht spezifisch auf die Langdistanz vorbereitet. Deshalb war sie zufrieden, dass ihr zum Abschluss noch einmal ein konzentrierter, technisch stabiler Lauf gelungen ist.

Mathias hatte nach seinem ungeplanten Staffeleinsatz am Tag zuvor physisch mit den Bahndaten zu kämpfen (18,5 gelaufene km sowie knapp 900 Höhenmeter), er konnte jedoch technisch Fehler vermeiden und den Lauf auf dem 52. Platz beenden.

Resume

Eine aus österreichischer Sicht sehr erfolgreiche Europameisterschaft ging damit zu Ende. Das absolute Highlight war, neben den tollen Resultaten in den Staffelbewerben, sicherlich die Bronzemedaille von Gernot Kerschbaumer über die Langdistanz.

Wir nehmen die fantastische Atmosphäre in den Arenen und die motivierenden Resultate sicherlich mit ins Training für die kommenden Ziele dieser Saison: Studenten-WM im Juli, Weltmeisterschaften im August und natürlich die österreichischen Staffelstaatsmeisterschaften im September!

PS: Besonders vermisst wurde unser OLC Graz Teamkollege Matthias Gröll, der nach erfolgreicher Selektion für die EM aufgrund einer Verletzung leider auf eine Teilnahme verzichten musste. Matze, wir wissen, dass du bald wieder fit bist und gemeinsam mit uns viele weitere EMs und WMs bestreiten wirst! :-)

PPS: Danke an alle Clubkollegen, Funktionäre und Trainer (speziell an Axel K.) im OLC Graz für die tolle Betreuung und Unterstützung im Vorfeld dieser EM.

weitere Infos zur EM auf der Veranstalterwebsite EOC 2018

sowie auf  der Verbandsseite (Berichte zu den einzelnen Bewerben)

 

OL-Wikipedia

Model Event = offizielles Training in einem für den Wettkampf relevanten Gebiet.